Herr Vitalji, der eine
Diplomarbeit über das agile Entwicklungsvorgehen schreibt, hat sich mit 4
Fragen an mich gewandt. Die 3. davon ist:
Das kontinuierliche Integrieren und Testen der
Produktinkremente hat in der agilen Entwicklung eine große Bedeutung. Wie sieht
das Integrieren und Testen der Produktinkremente in der agilen Hardwareentwicklung aus?
Das Integrieren und Testen der Baugruppen, in den
ersten Inkrementen, erfolgt in der virtuellen Welt. Sehr viele Punkte können
wir mittels Berechnungen oder durch Reviews mit Experten testen. Auch das Integrieren
mehreren Maschinekomponenten zueinander erfolgt virtuell. Zuerst wird Baugruppe
A, dann Baugruppe B geplant. Das Integrieren von A zu B wird dann oft als
eigene Story aufgesetzt.
Während der Konzepterstellung kommt es auch vor das
gewisse Sachen nicht berechenbar sind oder die Berechnungen zeigen das es knapp
ist. Dann wird vom Team oder vom PO vorgeschlagen ein Funktionsmuster der betreffenden Einheit zu bauen.
Später wenn reale Hardware vorhanden ist wird
weiterhin "inspect and adapt" betrieben. Das heisst erkennen wir ein Teil der Maschine das nicht wie gewünscht funktioniert, oder besser wäre wenn es anders funktioniert, wird es ausgetauscht.
Ja das kann sehr viel Geld kosten aber es wird weiterhin nach Kosten - Nutzen
entschieden ob etwas angepasst wird oder nicht. (nach ROI priorisierter Backlog)
Der Vorteil der agilen Methode liegt darin das wir
einen höheren Reifegrad im Prototypen erreichen und dadurch weniger oft teure
"real" Hardware austauschen müssen. Für die
Projektkalkulation haben wir bis dato mit ca. 100% des Preises einer
ganzen Maschine gerechnet was an Versuchsteilen und Ausschussbaugruppen
anfällt. Bei der aktuellen Entwicklung werden wir nicht mal die 50% Marke
erreichen.
Kann Scrum, als agile Methode, in der Hardware Entwicklung funktionieren? Wir arbeiten mit scrum an einem interdisziplinären Hardware Projekt welches Mechanik, Software und Elektronik beinhaltet. Wir verwenden das agile Vorgehen für alle Projektschritte: Grobkonzept, Detailkonzept, Inbetriebnahme, Qualifizierung, Startup beim Kunden, Entwicklung der Releases für die Seriemaschinen.
Freitag, 12. Juli 2013
Samstag, 6. Juli 2013
Freitag, 5. Juli 2013
Anforderungen beim Start eines Hardware Projektes
Herr Vitalji, der eine Diplomarbeit über das agile Entwicklungsvorgehen
schreibt, hat sich mit 4 Fragen an mich gewandt. Die 2. davon ist:
Die Änderung von Anforderungen ist in der
Hardwareentwicklung nicht so problemlos wie im Softwarebereich. Wie detailliert
müssen die Anforderungen zu Beginn eines Hardwareentwicklungsprojektes
vorliegen und die Umsetzung geplant werden?
Wenn wir für ein neues Projekt viele detaillierte Anforderungen hätten,
wäre eine agile Vorgehensweise nicht sinnvoll.
Wir haben uns für scrum entschieden da anfangs sehr wenig Anforderungen
vorhanden sind. Meistens gibt es eine Idee oder eine spezielle Anfrage des
Kunden die zu einer neuen Maschine führt. Wie die Idee umgesetzt werden könnte
ist höchstens in groben Ansätzen vorhanden. Aus den Ideen und Vorstellungen
wird gemeinsam ein Vision erstellt. Sachen wie Lastenheft, Pflichtenheft,...
fallen komplett weg. Und bei einer Ausgangslage wie dieser macht es Sinn agil
zu entwickeln.
Wir machen ein Inkrement und stellen es dann vor. Sobald die
Stakeholder den 1. Entwurf sehen findet sofort die
gewünschte Feedback Diskussion statt. " ... das ist so wie wir uns das
vorstellen... , ...aber das wäre besser wenn es so funktioniert... , ...könnte man nicht...". Mit
diesen Inputs erstellen wir neue user storys die dann wieder priorisiert und in den
folgenden Sprints abgearbeitet werden.
Mit diesem Vorgehen beim aktuellen Projekt haben wir erreicht das jetzt
die Maschine in "real hardware" in der Montagehalle steht und jeder
Stakeholder findet das sie so ist wie er sich das vorgestellt hat. Wir haben,
im Vergleich zu früheren Projekten, keine Diskussionen, ob das so wie es da
steht so ist wie man es wollte.
Will man scrum Projekte im Hardware Bereich durchführen, muss aus meiner
Sicht ab dir 1. Projektidee agil gearbeitet werden.
Änderungen an den Anforderungen sind in der
Planugsphase sehr leicht umzusetzen. Durch das agile Vorgehen sind weniger
Änderungen an der "real Hardware" notwendig da die Qualität der 1.
Maschine in vielerlei Hinsicht besser ist als bei nicht agilem Vorgehen.
Donnerstag, 4. Juli 2013
Shipable in der Hardware Entwicklung
Herr Vitalji, der eine Diplomarbeit über das
agile Entwicklungsvorgehen schreibt, hat sich mit 4 Fragen an mich gewandt. Die
1. davon ist:
In der agilen Entwicklung wird ein potentiell
auslieferbares Produktinkrement nach jeder Iteration verlangt. In der
Hardwareentwicklung ist das Fertigstellen von auslieferbaren Produktinkrementen
in kurzen Iterationen problematisch und gegebenenfalls mit hohen Kosten
verbunden. Wie sieht ein Produktinkrement in ihrer agilen Hardwareentwicklung
aus und was ist in dem Fall der auslieferfähige Zustand des Produktinkrements?
Das ist eine Frage die wir lange und oft diskutiert
haben bevor wir mit scrum gestartet haben. Wir sahen das auch lange als
schwierig an.
Wir haben das "shipable" gegen
"reviewable" getauscht. Das heisst nach einem Sprint ist die
Konstruktion der betreffenden Einheit auf einem Stand das Stakeholder sich eine
Meinung bilden können. Somit ist sichergestellt das in die nächste Interration
alle erforderlichen Punkte einfliessen können. Die Stakeholder mit denen wir
diese Reviews abhalten können aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen. Je
nach Projektstatus kann das der zukünftige Betreiber einer Maschine oder auch
unser Monteur sein der die Anlage später zusammenbauen muss. Bei allen Reviews
ist der Product Owner eingeladen. Mit unseren 3D Zeichensystemen sind wir in
der Lage etwas so darzustellen das es für jeden verständlich ist. Komplexere
Abläufe können wir animieren. Die Animationen gehen ohne grossen Aufwand soweit
das wir die Bewegunskurven aus dem Programm Antrieb ins CAD einlesen und dort
die Abläufe in "Echtzeit" darstellen.
Also der auslieferfähige Zustand ist für uns der
Zustand in dem wir Bilder, 3D Daten, Animationen, Analysen etc so darstellen
können das wir Feedback bekommen. Ich denke das ist auch der Grundgedanke von
shipable.
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